Die Zukunft des Christentums: Ein überraschender Wandel

Jenkins - Kirche 2050: Global Church (Foto: Oliver Quilab)

Warum die Kirche dort wächst, wo wir es am wenigsten erwarten

Wenn wir über die Zukunft des Christentums nachdenken, denken viele von uns zuerst an Europa – an seine alten Kathedralen, berühmten Wallfahrtsorte und jahrhundertealten Traditionen. Doch was, wenn ich Ihnen sage, dass das Herz des Christentums heute woanders schlägt? Dass seine Zukunft nicht in Rom, Paris oder Zürich liegt, sondern in Lagos, São Paulo und Manila?

Genau das behauptet der Historiker Philip Jenkins in seinem faszinierenden Buch "The Next Christendom: The Coming of Global Christianity". Wenn Sie sich fragen, wohin sich die Kirche entwickelt, lohnt sich ein Blick in dieses Werk.
________________________________________
Vom Westen in den Globalen Süden

Jenkins zeigt eindrucksvoll: Während in Europa immer weniger Menschen in die Kirche gehen, erlebt das Christentum in Afrika, Asien und Lateinamerika einen wahren Aufbruch.
🔹 1900 lebten in Afrika etwa 10 Millionen Christen – heute sind es über 600 Millionen!
🔹 Lateinamerika, einst fast ausschließlich katholisch, erlebt einen massiven Zuwachs an evangelischen und pfingst-kirchlichen Gemeinden.
🔹 In Asien, vor allem in China, wachsen Hauskirchen trotz Verfolgung rasant.

Das bedeutet: Schon in wenigen Jahrzehnten wird die Mehrheit der Christen nicht mehr im Westen, sondern im sogenannten Globalen Süden leben.
________________________________________
Eine andere Art von Kirche

Doch das ist nicht die einzige Überraschung. Das Christentum in diesen Regionen ist anders als das, was wir hier kennen.
Viele dieser Kirchen sind:
✅ Lebendig und vom Geist erfüllt – Heilungen, Exorzismen und prophetische Rede gehören zum Alltag.
✅ Tief in der Bibel verwurzelt – Die Heilige Schrift wird mit großer Ehrfurcht und Überzeugung gelesen.
✅ Sozial konservativ, aber enorm gemeinschaftsorientiert – Familie, Moral und soziales Engagement spielen eine zentrale Rolle.
✅ Missionarisch ausgerichtet – Und jetzt kommt’s: Sie senden Missionar*innen nach Europa und Nordamerika!

Ja, Sie haben richtig gelesen! Die westliche Welt, die einst Missionar*innen aussandte, empfängt heute selbst Missionar*innen – aus Afrika, Asien und Lateinamerika. In Städten wie London, Berlin oder Genf entstehen lebendige christliche Gemeinschaften, oft geleitet von Gläubigen aus dem Globalen Süden.
________________________________________
Was bedeutet das für uns?

In der Schweiz sind wir es gewohnt, das Christentum als „europäisch“ zu betrachten. Schließlich sind wir umgeben von wunderschönen Kirchen, alten Klöstern und renommierten theologischen Fakultäten. Doch wenn Jenkins recht hat, dann wird die Zukunft der Kirche nicht mehr hier entschieden – sondern im Globalen Süden.

Diese Veränderung fordert uns heraus:
➡️ Den Glauben mit neuen Augen zu sehen – Können wir von der Begeisterung und dem tiefen Gottvertrauen dieser Gemeinden lernen?
➡️ Die Weltkirche als Einheit zu begreifen – Das Christentum war immer universell (katholikos). Jetzt ist es an der Zeit, unsere Verbindungen mit der globalen Kirche zu vertiefen.
➡️ Mission neu zu denken – Vielleicht geht es nicht mehr darum, anderen den Glauben zu bringen, sondern darum, von ihnen zu lernen.
________________________________________
Ein neues Pfingsten?

Jenkins deutet an, dass wir nicht den Niedergang des Christentums erleben, sondern seine Verwandlung. Und vielleicht, ja vielleicht, ist dies ein Werk des Heiligen Geistes in unserer Zeit.

Das nächste Mal, wenn Sie von wachsenden Kirchen in Afrika oder verborgenen Hauskirchen in China hören, denken Sie daran:

➡️ Das ist nicht eine fremde Geschichte.
➡️ Das ist unsere Geschichte.
➡️ Das ist die Zukunft der Kirche.


Oliver Quilab,
Bereitgestellt: 13.02.2025     Besuche: 55 Monat
aktualisiert mit kirchenweb.ch